Donnerstag, 8. September 2011

Mein Name ist Luz

Durch Zufall fand ich dieses Buch in der Bibo und habe mich erst ein wenig
schwer getan mit dem Thema: Militärdiktatur in Argentinien.
Aber das Buch war, zumindest teilweise, so fesselnd und spannend
geschrieben, dass ich total mitgefiebert habe. Außerdem ist es auf eine sehr
interessante Art geschrieben. Die Erzählperspektive ändert sich mit jedem Absatz oder Kapitel, man springt unversehens vom Heute in die Vergangenheit und ahnt
zwar einiges, weiß aber nicht wirklich, wie die vergangene Geschichte
abgelaufen ist.
Zuerst dachte ich, dass ein ganzes Buch für die Suche einer Frau, die ihrer
echten Mutter kurz nach der Geburt weggenommen wurde, um in der Familie der
Tochter eines Offiziers aufzuwachsen, nach ihren wahren Eltern, viel zu dick
aufgetragen ist und bestimmt langweilig werden würde. Aber schnell musste
ich feststellen, dass ich mit dieser arroganten Haltung schwer daneben lag.
Schon allein die lange Zeit, in der Luz überhaupt nicht wusste, dass sie
nicht das leibliche Kind ihrer Eltern war und auch nicht ahnte, was während
der Militärdiktatur in ihrem Land ohne ihr Wissen alles Schlimmes geschehen
war, nimmt die Hälfte des Buches ein. Wie sie sich dann langsam der Wahrheit
nähert und Stück für Stück dem großen Geheimnis auf die Spur kommt, ist
wirklich sehr bewegend geschrieben.
Ihre Suche begann, als sie sich in Ramiro verliebte, der selber das Kind
eines Vermissten war. Durch ihn erfuhr sie erst, wer ihr Großvater
eigentlich war und was er für eine Rolle dieser in der Militärdiktatur gespielt hatte. Ramiro ekelte sich Luz’ vor ihrer Familie aber liebte sie. Auch Luz ekelte sich vor ihrer eigenen Familie und liebte Ramiro und musste sich deshalb zumindest zeitweise von ihm trennen. Erst als sie ein Kind von ihm bekam, wurden ihre Ahnungen immer mehr zur Gewissheit und sie begann, Nachforschungen über ihre Herkunft anzustellen, bis sie dann in Madrid ihren wahren Vater trifft, dem sie die ganze Geschichte erzählt. Dieser wusste die vielen Jahre überhaupt nichts von einem Kind, da man ihm im Gefängnis erzählt hatte, dass seine Freundin einen toten Jungen geboren hätte. Daher suchte er auch nie nach ihr und erschwerte Luz somit die Suche nach ihm ungemein. Die starken Eifersuchtsgefühle, die ihr Vater gegenüber dem (mittlerweile selber ermordeten) „Papa“ von Luz hegte, wies diese immer wieder mit großer Entschiedenheit zurück, was mich sehr beeindruckt hat. Sie verteidigt ihn immer wieder und man kann Seelenqualen beider Männer auf sehr plastische Weise nachvollziehen. Beide waren sie, jeweils auf andere Weise, Opfer der Diktatur geworden.

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