Wo hatte ich nur diesen Buchtipp her? Wer ist so gemein und empfiehlt so ein Buch? Einen „Provinzkrimi“ einer provinziellen Autorin, die laut eigener Aussage damit ihrer geliebten süddeutschen Dorfheimat ein Denkmal setzen will. Dies hier ist ein Plädoyer für den Buchkauf im Handel: Nur dort kann man die knalligen Kommentare auf dem Buchrücken lesen und als gebildeter, erfahrener und mit den miesen Tricks der kapitalistischen Gesellschaft vertrauter Leser sofort vom geplanten Kauf zurückweichen, wenn man die hier abgedruckten statements herausragender Zeitungen wie „Stadtkurier Frankfurt“ oder „Schwäbische Post“ liest: „Ein kultverdächtiger Provinzkrimi – zum Schreien komisch. Unbedingt lesen“ oder „Hundsgemein, mörderisch gut und sakrisch komisch. Sehr, sehr empfehlenswert“ (ein „sehr“ hätte es wohl auch getan!).
Nein, das Buch ist bestimmt nicht saukomisch, allenthalben für das Stammpublikum einer bayerischen Dorfkneipe geeignet, das sich schenkelklopfend nach dem 3. Bier vor Lachen bepisst, wenn es vom traurigen aber wahnsinnig lustig beschriebenen Alltag Seinesgleichen liest (falls die Sat-Antenne mal kaputt ist).
Der aus der Großstadt zurück ins Dorf versetzte Polizist Franz, der bei Papa und Oma wohnt und immer wieder mit den gleichen langweilenden Worten über die „Schleimsau“, also seinen Bruder, herzieht, klärt einen Vierfachmord auf, bei dem eine ganze Familie auf so unverhältnismäßig unglaubhafte Art ausgelöscht wird, dass sich echte Mörder nur die Augen reiben können. Und wer ist nun der für die Taten Verantwortliche? Achtung: Der Bofrost-Fahrer Klaus mit dem schlimmen Leipziger Akzent. Denke nun niemand, ich würde nur deshalb über dieses Buch herziehen, weil auch ich ein wenig sächsisch spreche und aus Leipzig stamme. Nein, über diesen Einfall könnte ich notfalls sogar ein wenig schmunzeln, wenn mich der ach so spannende Krimi in die richtige Stimmung dazu gebracht hätte. Doch in diese konnte ich mich nur mittels zweier Gläser Rotwein bringen und dann in der Tat kurz lächeln, als der Bulle die „Sahneschnitte“ bzw. „den Ferrari“ nicht nur nach Alter, Name und Gewicht sondern im gleichen Atemzug nach Brustumfang befragte. Saukomisch halt.
Ausgefeilte Sätze wie „Zwecks was bist Du denn heut so fröhlich?“ sollen dem Leser wahrscheinlich die Überlegenheit des bayrischen Dialekts näherbringen oder ihm zumindest einen weiteren Lachanfall bescheren. Mag es eingebildet klingen oder nicht. Bei mir haben solch gewollt prollige Formulierungen das Gegenteil ausgelöst und ähnliche Auswirkungen auf meine (Lese) Lust gehabt wie auf eine im Geschlechtsakt befindliche Frau, die vom Mann gefragt wird: „Bin ich gut?“
Wahrscheinlich sind noch das Beste die im Nachwort abgedruckten Kochrezepte der Oma (wollte da jemand den Simmel imitieren oder einfach nur dem Buch zu einer gut verkäuflichen Seitenanzahl verhelfen?). Nun ja, und natürlich dieser wunderbare und wirklich einmal echt lustige Satz im zweiten Teil des Nachwortes, der unter anderem „Die ausführliche Vita der Autorin…“ zum Inhalt hat, wo es Rita Falk dann klar und deutlich (und sogar allen Ernstes!) ausspricht: „Schlechte Bücher schreiben kann ich auch. Vielleicht schaff ich es sogar, gute Bücher zu schreiben.“ Vielleicht, Rita, vielleicht aber auch nicht.
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