Sonntag, 28. Oktober 2012

Die lang quälende Frage: Ade Bessarabien - Ursula Oelschlägel

Dass mein erstes Auftragswerk dem Auftraggeber so gar nicht gefallen wird, tut mir zwar sehr leid, doch darf man einen Kritiker nicht um seine Meinung bitten, wenn man keine Kritik verträgt.

Doch wollen wir mit dem wenigen Positiven beginnen, das ich über dieses Buch, das weder dem Genre eines Romans noch dem einer Autobiographie gerecht wird, sondern eindeutig in die Kategorie „Nichtschriftsteller schreibt Nichtssagendes über sein Leben“ gehört, zu sagen habe. Für die Familienmitglieder der Autorin mag sich diese Aneinanderreihung von Verwandten-Besuchen mit Eierlikör-Orgien und Urlaubsfahrten in die ach so weite Welt vielleicht interessant lesen, alle anderen sollten bloß die Augen davon lassen. Nun gut, sicher mag der letzte Teil des Buches für alle, die selbst Vertreibung erlebt haben oder aus den Erzählungen der Alten kennen, interessant sein. Ich gebe zu, dass ich dieses letzte Drittel dann schon ziemlich flott weggelesen habe und die Erlebnisse der Mutter der Autorin schon recht interessant fand. Hat die „Schriftstellerin“, die mit „Anführungszeichen“ nur so um sich schmeißt und diese an allen unpassenden „Stellen“ einsetzt, vielleicht aber doch absichtlich gehandelt, als sie die „lang quälende Frage“ künstlich so in die Länge zog? Wollte sie eine Metapher schaffen zum nicht enden wollenden und grausamen Flüchtlings-Treck, den ihre Vorfahren gingen, die als Deutsche unter Russen und Rumänen lebten und 1940 zurück ins Kerndeutschland mussten? Wollte sie demnach auch den Leser auf eine ewig lange und quälende (sowie gleichermaßen vollkommen überflüssige) Reise schicken? Nein, diese Clevernis muss ich ihr leider absprechen. Dazu ist das vorliegende Werk einfach zu schlecht. Nicht nur inhaltlich sondern ebenso hinsichtlich des immer wieder fehlerhaften Ausdrucks, der jegliches schriftstellerisches Können vermissen lässt und eher an das Tagebuch einer 14-Jährigen erinnert. Und dann noch diese absolut unmögliche Interpunktion! Das Buch wimmelt von falsch gesetzten Kommata, Frage- und Ausrufezeichen wie ein Ameisenhaufen von Insekten! Das kann doch nicht sein?! Eine Seite mutet uns gar drei aufeinanderfolgende, normale Aussage-Sätze zu, die alle mit einem „!“ beendet wurden! Warum?! Sicher geschah dies, um dem inhaltslosen Stoff den Anstrich von Bedeutung und Wichtigkeit zu geben. Doch wer möchte wirklich wissen, welche Familienmitglieder zum Geburtstag der Oma erschienen und wann diese sich von ihrem Mittagsschlaf erhob?

Eine gute Seite hatte für mich allerdings die Lektüre dieses Buches doch noch: Ich weiß jetzt, dass auch mein Buch von einem Verlag angenommen und herausgegeben werden würde. Allerdings werde ich mir dann, wenn es so weit ist, einen Verlag suchen, der einen Lektor beschäftigt, der mich auf inhaltliche und sonstige Fehler hinweist. Mir wäre es einfach zu peinlich, ein Werk von solcher Qualität in den Druck und unters Volk zu geben.

Und hier jetzt noch für alle Interessierten die Beantwortung der lang quälenden Frage, die zweifelsohne für die Autorin und deren Leben von existenzieller Bedeutung war, und die ich mir nicht anmaße, in irgendeiner Art und Weise kleinzureden: Wer ist ihr leiblicher Vater? Es war ein russischer Offizier, der die damals 20 Jährige Mutter am Ende des Krieges mehrfach vergewaltigte bevor diese dann 1948 einen gutaussehenden Kriegsheimkehrer kennenlernte, der die Geschwister zeugte und keine Unterschiede zwischen diesen und der kleinen Ursula machte. Doch nur weil diese ewig lange brauchte, um ihrer Mutter endlich die Frage zu stellen, musste sie uns doch nicht auf solch langweilige Art durch ihr kleinbürgerliches Spießerleben führen. Oder?!

2 Kommentare:

  1. Ich bin gespannt auf deine Geschichte ;-)

    AntwortenLöschen
  2. Dieses Buch wirft natürlich kein gutes Licht auf uns sogenannte Selfpublisher (wenn es sich bei Frau Oelschlägel um eine solche handelt, was ich einfach mal annehme) - umso wichtiger sind da gelungene Rezensionen wie diese, um die Spreu vom Weizen zu trennen.

    Tatsächlich würde ich Dir, lieber Max, auch gerne ein Ebook-Rezensionsexemplar anbieten. Da hier im Literaturkabinett (leider; dann aber vermutlich auch aus gutem Grund) keine Email-Adresse zu finden ist, eben auf diesem Weg über die Kommentare: "Fern wie die Zeit", einen Hardboiled-Mystery-Krimi (mit der Betonung auf hardboiled) am Ende der Welt...

    Einen ersten Werks-Eindruck (inkl. Leseprobe und weiterführenden Links) kannst Du Dir auf FlorianPopp.de bilden, wenn Du magst - solltest Du dann Interesse an einer Besprechung des kompletten Romans gewonnnen haben, würde ich mich über eine Email an Post(ät)FlorianPopp.de freuen. Und auch falls nicht - mach weiter mit Deinen hervorragenden Besprechungen hier im Literaturkabinett! Immer wieder gerne gelesen...

    Herzliche Grüße,
    Florian Popp

    AntwortenLöschen