Samstag, 3. September 2011

Meckels Messerzüge

Darf ein Rezensent das Buch zur Seite legen, wenn er nur ein Drittel davon gelesen hat? Ist mir doch egal. Ich habe es getan und schäme mich nicht dafür!
Dabei handelt es sich nicht mal um ein schlechtes Buch. Im Gegenteil, es ist sehr intelligent geschrieben und voller historischer und anderer Wahrheiten. Nur sollte auf dem Einband bereits darauf hingewiesen werden, dass der geneigte Leser zumidnest Grundkenntnisse der französischen und lateinischen Sprache sowie der Völkerschlacht und der Vor-Deutschen Geschichte mitbringen sollte, um Gefallen an der Lektüre zu finden. Und nicht zu zart besaitet sollte man sein, schließlich beginnt der Roman, der vor ca. 200 Jahren spielt mit der Präparation des berühmten aber leider verstorbenen Anatomen durch dessen Familie (incl. des 13-jährigen Erzählers). So wird detailliert von der Zerlegung der Leiche, die auf ausdrückliche Anweisung des ehemaligen Familienoberhauptes hin vorgenommen wird, berichtet, die letztendlich in der Aufstellung des präparierten Skelletes des alten Meckel aus Halle/Saale gipfelt, der fortan in einem Holzschrank in einem Arbeitszimmer zu bewundern ist und von den interessierten Besuchern, einschließlich des Bonaparte, der die Stadt eingenommen hat auch bewundert wird.
Der Erzähler begibt sich alsbald in den Krieg gegen den Franzosen und dessen Verbündete, in dem er sich als Freischärler Nr. 13 in Breslau dem Lützowschen Freikoprs anschließt und dort nicht nur den Tunrvater Jahn, den er allerdings eher verachtet als schätzt sondern auch alle die Männer kennen lernt, denen ich schon in meiner Kindheit bei Streifzügen durch meine Südvorstadt begegnet bin, wenn ich auch nicht viel mit deren Namen und Geschichten anzufangen wußte: Fichte, Arndt, Körner, Scharnhorst, Gneisenau sowie Ludwig Wucherer (zugegeben, diesen Herrn kenne ich aus Halle) und Blücher.
Die altmodische, fremde Sprache und das Unwissen über viele Zusammenhänge sowie längere Ausschweifungen zu den Themen Anatomie und Mißbildungen bei Föten und deren einzigartiger Schönheit machten es mir schwer, im gewohnten Tempo voranzukommen und so entschied ich mich heute schweren Herzens dazu, das Buch dorthin zurückzulegen, wo ich es hergenommen hatte um mich anderer Kost zu widmen. Lest selbst und erzählt mir, was ich verpaßt habe. Vielleicht schafft es ja jemand, mich davon zu überzeugen, die restlichen 230 Seiten des mir leider auf den ersten Blick ziemlich unsymphatisch Autors Wilhelm Bartsch (ich hätte als Verlag ein etwas freundlicheres Foto ausgewählt aber wer bin ich schon, darüber zu urteilen?!) in Angriff zu nehmen.

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